Malerei von Gregor Kalus | Schlieder Contemporary Galerie
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Gregor Kalus (Hamburg, DE)

Schwarzes Tusche Portrait von Jimi Hendrix auf weißem Grund

Gregor Kalus (*1980) ist ein talentierter Maler, dessen Kunstwerke durch ihre faszinierende Verwendung von Tusche eine besondere Ausdruckskraft besitzen. Seine Portraits stellen primär Persönlichkeiten der jüngeren Welt- und Populärgeschichte, aber auch besondere Ereignisse dar, mit denen wir alle aufgrund ihrer medialen Präsenz und einschneidenden Bilder vertraut sind. Als Vorlagen für seine Portraits dienen oftmals bekannte Fotografien, welche geradezu einen ikonenhaften Status besitzen, wie z.B. ein Plattencover von Jimi Hendrix oder ein offizielles Portrait von Ruth Bader Ginsburg.

Seine Portrait Serie nennt er "Space forgets everybody". Er stellt alle Dargestellten auf eine Ebene, niemand nimmt für Gregor Kalus einen höheren Stellenwert ein, der Künstler wertet nicht in seinen Zeichnungen. Es sind sowohl berühmte Schauspieler, Sänger, Rapper, Menschenrechtler aber auch Politiker und Diktatoren unter seinen Portraits - sie alle haben eins gemeinsam: in 100.000 Jahren wird sich womöglich niemand mehr an sie erinnern. Wir stehen alle wieder auf der gleichen Stufe: dem Nichts.

 

Seine Fähigkeit, die Essenz der dargestellten Personen einzufangen, ist beeindruckend. Jedes seiner Portraits strahlt eine einzigartige Persönlichkeit aus und erzeugt eine starke emotionale Resonanz beim Betrachter. Die Tusche als Medium ermöglicht es Kalus, mit Kontrasten und Schattierungen zu spielen und so eine beeindruckende Tiefenwirkung zu erzeugen. Trotz ihrer verschwommenen Natur wirkend die Portraits lebendig und dreidimensional, als ob die abgebildeten Personen gerade aus dem Bild herauszutreten scheinen.

Neben seinen "Space forgets everybody" Portraits, von denen er jedes nur ein einziges Mal zeichnet, entstehen auch Darstellungen von Filmsequenzen, Tieren und ihren Musterungen, Basketball Spielern, Menschengruppen, erotischen Szenen und Fallenden. Der Fallende hat für Gregor Kalus eine ganz besondere Bedeutung, welche er in einem eigenen Text näher beschrieben hat.

"Ein Mann springt vom 100. Stock eines Hochhauses. 
Im Flug sagt er sich immer wieder: 
Bisher ist doch alles gut gegangen!"

 

Wenn man diesen Leitspruch als Lebensmetapher benutzt, fliege ich gerade am 62. Stockwerk meines persönlichen Hochhauses vorbei. Seit dem Absprung habe ich eine Umsiedlung von Polen nach Deutschland hinter mich gebracht (89. Stock), meinen ersten und einzigen Slamdunk-Contest bei einem provinziellen Basketballturnier gewonnen (83. Stock), ein überdurchschnittliches Abitur an einem durchschnittlichen Gymnasium in einer unterdurchschnittlichen, da frauenlosen Mathe-Physik-Klasse abgelegt (80. Stock), einen akzeptablen Marathon gelaufen (71. Stock) und schließlich doch noch das Studium des Wirtschaftsingenieurwesens erfolgreich abgeschlossen (69. Stock), was von allen Beteiligten mit einem Seufzer der Erleichterung quittiert worden ist.
Nach weiteren zwei Stockwerken von Großraumbüros, Powerpoint-Präsentationen und versäumten Sonnentagen gelangte ich zu der Einsicht, dass ich an jedem Stockwerk nur einmal vorbei fliegen darf, da ich keinen Fallschirm trage! 
In diese Einsicht mischte sich eine außerordentlich starke Erinnerung an ein früheres Erlebnis, viel mehr an ein erlebtes Gefühl. Ein Gefühl, das mich bei einem Besuch des MoMA-NY überwältigte. Umgeben von all den fantastischen Kunstwerken durchflutete mich ein komplexes Gemisch aus Bewunderung, Neid, Ehrfurcht, Ehrgeiz und Glück. Hieraus entwuchs in mir der unbändige Wunsch irgendwann ein Gemälde zu schaffen, das ähnlich starke Emotionen beim Betrachter hervorrufen könnte.
Und plötzlich war sie weg, …die Existenzangst. Am 67. Stockwerk kündigte ich meinen Job, kaufte mir Ölfarben und begann zu malen. Und solange mein Fall nicht durch einen Balkon, einen Fenstersims oder einen anderen unerwarteten Vorsprung unsanft verkürzt wird, habe ich laut meiner Rechnung noch 65 Stockwerke, um als Maler besser zu werden. 

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